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Brieftaubenverein "Kehre Wieder"

Vorschaubild Brieftaubenverein "Kehre Wieder"

Axel Boppert

Im Oberdorf 9
34628 Willingshausen OT Loshausen

Loshäuser Züchter waren in den Vereinen von Willingshausen- Merzhausen, Gungelshausen und Zella Mitglieder. Dadurch war der Bahnhof in Loshausen, der an der Bahnstrecke Treysa – Hersfeld lag,

 

Einsatzort für diese Vereine. Zunächst wurden die Tauben in Richtung Osten aufgelassen. Dorthin bestand durch die deutsche Reichshauptstadt Berlin eine gute Bahnverbindung (so wurden auch Tauben zur Olympiade 1936 nach Berlin geschickt). Endflug in dieser Richtung war Königsberg in Ostpreußen (national). International wurde aber auch schon bis Budapest gereist.

 

In den 30er Jahren waren bereits Heinrich Adam Boppert, Heinrich und Johannes Hebel, Johannes Hooß (klee-weiß, Glänzesch), Heinrich Schmidt (EDEKA) und Johannes Stähling (Hense Häns) erfolgreiche Züchter und haben an den oben genannten Flügen und der Olympia 1936 teilgenommen. Nach Beginn des 2. Weltkriegs ruhte der Reisesport. Nach Ende des 2. Weltkriegs  war die Brieftaubenhaltung sogar verboten. Beringte Tauben mussten teils unter Aufsicht geschlachtet und an die Besatzungstruppen abgeliefert werden. Die Tauben kamen in die Küche im Schloss, wo überlebende verfolgte Zwangsarbeiterinnen der NS-Zeit und auch KZ Häftlinge untergebracht und wieder aufgepäppelt wurden.

 

Ab etwa 1947 wurde die Brieftaubenhaltung und Zucht zu friedlichen Zwecken wieder erlaubt und es wurde wieder Reisesport betrieben. Loshäuser reisten jetzt in einem eigenen Verein voran Johann Heinrich Boppert (Rex; Bruder von Lisbeth Steinbrecher) und Altbürgermeister Johannes Riebeling, Johannes Stähling, Heinrich Adam Boppert, Heinrich Wiegand, Ludwig Arnhold (Elektro), Ludwig Dörrbecker, Heinrich Schmitt jr. (Mützenmacher), Sebastian Laudenbach und Walter Laudenbach.

 

J.H. Boppert zog 1953 berufsbedingt nach Westfalen und der Verein löste sich auf. Die übrigen Züchter schlossen sich dem Verein Merzhausen an, der eine gute Struktur hatte und wieder in Loshausen einsetzte.

 

Als sich die wirtschaftliche Lage allgemein verbessert hatte, gründeten folgende Züchter: Heinrich Adam Boppert, Johannes Stähling, Heinrich Riebeling, Johannes Ploch, Johann Heinrich Bätz, Hans Merle, Sebastian Laudenbach, Walter Laudenbach, Georg Ide, Paul Hooß und Hans Boppert am  26.09.1959 erneut den Brieftaubenverein „Kehre wieder – 06660 Loshausen“. In den folgenden Jahren stieg die Mitgliederzahl, mit auch auswärtigen Züchtern, auf durchschnittlich 25 Personen an. Die Mitglieder pflegten die Geselligkeit und der Verein war fester Bestandteil des dörflichen Lebens. Es wurden gesellige Abende, Ausstellungen und Tanzvergnügungen durchgeführt und somit eine finanzielle Rücklage erwirtschaftet. Seit 1949 wurde in die Westrichtung, Endziel Marseille, geflogen. Bei den Auflässen auf den Bahnhöfen gab es durch starken Bahnverkehr, Strom- und Telefonleitungen erhebliche Verluste an Tauben. Deshalb wurde 1963 der erste Kabinenexpress auf RV- und Kreisverbandsebene angeschafft. Jetzt war die Transportzeit für die Tiere verkürzt und die Auflässe konnten in freiem Gelände erfolgen. Der Einsatzort blieb weiterhin Loshausen. Zunächst auf dem Hof des Heinrich Riebeling, dann Hof und Scheune Gaststätte Schwalmklause und Hof und Saal Gaststätte Zur Linde. Bis sich 1975 in Zella im alten Feuerwehrgerätehaus eine bleibende Unterkunft fand.

 

Am Taubensport erfreuten sich auch Freunde und Nachbarn, wenn Sonntagmorgens die Tauben zurückkehrten, schauten mehrere Augen auf die Dächer und Einflüge. Sobald die erste Taube zurückgekehrt war, ging es wie ein Lauffeuer durchs Dorf. Der Gummiring der den Tauben beim Einsetzen auf ein Bein aufgezogen war, wurde abgestreift, aus dem Dachfenster heruntergeworfen und dann mit dem Fahrrad zum eindrehen gebracht.

 

Weil es anfangs nur wenige Konstantieruhren gab, für uns an der Hauptstraße jetzt Kasseler Straße stand eine beim Vorsitzenden Heinrich Riebeling. Hier wurde der Ring in eine Hülse gesteckt und in der verplombten Konstantieruhr versenkt, dann mit einer Drehung die Uhrzeit abgestempelt. Die Uhren wurden abends in der Uhrenstelle geöffnet und anhand des abgestempelten Kontrollstreifens wurde im Laufe der Woche die Siegerliste erstellt.

 

Bis Anfang der 60 er Jahre wurden die Tauben in einem einzigen Schlag gehalten und neben ihrem Brutgeschäft zum Reisen geschickt (Nestmethode). Hierbei zogen die Tauben von März bis Oktober bis zu 5 Gelegen Jungtauben auf, was sehr anstrengend war.

 

Die Züchter die auf Leistung und Preis aus sind, haben von nun an mindestens 3 Schläge. Im September werden die Täubinnen und Täuber getrennt, so können diese in Ruhe mausern und haben im Dezember und Januar ein gutes Gefieder für Taubenausstellungen. Im Februar wird wieder angepaart und ein bis zwei Gelege Junge aufgezogen, die dann in den Jungtierschlag kommen. Hier können sie sich entwickeln um dann im Sommer an den Jungtierflügen teilzunehmen.

 

Die Alttiere werden zu Beginn der Reisezeit getrennt gehalten (Witwerschaft). Jeder Täuber hat seine Nistzelle und kommt mit seiner Täubin nur vor dem Einsetzen und nach der Rückkehr kurz zusammen. Hierdurch sind die Tauben ausgeruhter und erlangen so gute Flugleistungen.

 

Der Blick aufs Dach bei der Ankunft der Tauben wurde bald durch Klingeln abgelöst. Diese wurden durch Kontaktplatten und Rollen am Einflug eingeschaltet. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es Tippes, hier werden die Tauben, die einen Spezialring haben mit einem Laser über Computer erfasst. Nachbarn und Freunde bekommen kaum noch etwas vom Reisesport mit.

 

Von 1959 bis 1985 haben in unserem Verein mit Zu- und Abgängen 45 Züchter aktiv gereist, wir waren teils stärkster und erfolgreichster Verein in der Reisevereinigung RV Treysa. Bei den RV Bewertungen waren wir 3 mal RV-Meister, mehrmals 2. und 3. RV-Meister der Alttiere und ebenfalls bei den Jungtieren.

 

Bei Leistungen die auf Landesverbandsebene und Verband Deutscher Brieftaubenzüchter ausgeflogen wurden, war der Verein dabei. Zu erwähnen. 1. Verbandsmeister Alttiere und 2 mal die 3. Deutsche Meisterschaft.

 

Seit 1980 ging die Mitgliederzahl wieder, wie auch in anderen Vereinen, aus verschiedenen Gründen zurück. Zum 1. haben die unter Naturschutz gestellten Greifvögel (Taubenstößer, voran Habicht und Wanderfalke) den Taubenzüchtern und dem Niederwild, wie Wildtauben, Flugenten, Rebhühner, Hasen und auch Kiebitzbestände in unserer Gemarkung stark reduziert bis teilweise vernichtet. Auch die Haustauben, die sich wie früher in Feld und Flur ernährten, waren eine leichte Beute und somit ist die Haus- und Hoftaubenhaltung verschwunden. Was sich unsere Vorfahren am Treiben der Tauben erfreuten, ersetzt heute das Fernsehen.

 

Nachdem bei den Kleinbauern und der Dorfbevölkerung Ziegen, Kühe, Schweine, Hühner und Misthaufen, an denen man früher den Lebensstandart einer Familie erkennen konnte, verschwanden, ging es auch mit der Taubenhaltung zurück. Übrig geblieben sind zur Zeit 12 Mitglieder. 5 Aktive, die am Reisesport teilnehmen, 2 Hobbyzüchter und 5 fördernde Mitglieder.

 

Da im Taubensport nur in einer Klasse geflogen wird, sind unsere verbliebenen Aktiven Züchter zu erwähnen: Hans und Axel Boppert , Helmut Dörrbecker, Sebastian Laudenbach und Heinz Ries als zur Zeit erfolgreichstes Vereinsmitglied.